Singstimmen: Ästhetik, Geschlecht, Vokalprofil
Konzeption und Leitung: Prof. Dr. Anno Mungen
Beginn: 17.5.2012 Ende: 19.5.2012
Internationales musikwissenschaftliches Symposion im Schloss Thurnau
- Flyer (deutsch, PDF-Download)
- Detailierter Zeitplan des Symposions (deutsch, PDF-Download, Stand: 15.05.2012)
- Programm Kai Wessel (deutsch, PDF-Download)
Idee: Die ausgebildete Singstimme wird von der Musikwissenschaft, aber auch von anderen Disziplinen, seit etwa zwanzig Jahren analytisch wahrgenommen, insbesondere im Rahmen performativer Ansätze. Dennoch sind Prämissen und Methodik einer musikwissenschaftlichen Stimmforschung mit angemessener historischer Breite (bis hin zu Befunden und Perspektiven, die sich auf das aktuelle Musikleben beziehen) noch zu formulieren. In diesem Sinn führt das Symposion MusikwissenschaftlerInnen, die bisher voneinander vielfach unabhängig tätig sind, sowie führende internationale Vertreter Innen anderer Disziplinen zusammen.
Sektion 1: Ästhetik
Ideale von Stimmklang und Stimmtechnik – wie auch der darauf bauende kompositorische Umgang mit der Stimme – korrespondieren eng mit kulturell-ästhetischen Mustern. Es soll versucht werden, verschieden dimensionierte Ästhetikbegriffe mit Blick auf die Singstimme zu fokussieren. Ausgangspunkt sind etwa Motive und Orte von Hervorbringung und Einsatz der Stimme (Nähe zur „Produktionsästhetik“), die Wirkung von Stimmen auf HörerInnen, darunter auch KomponistInnen (Nähe zur „Wirkungsästhetik“), sowie das Verhältnis von Stimmen zur jeweils zeitgenössischen Gegenwart/ Gesellschaft und die Bestimmung des Geltungsanspruches (Nähe zu „Gehaltsästhetik“). Die Stimme interessiert dabei als Instrument, das auf der Basis physiologischer Gegebenheiten und ästhetischer Ziele mit Bezug auf historisch verankerte Klang- und Interpretationsvorstellungen geformt wird, sowie als Gegenstand des kompositorischen Prozesses.
Sektion 2: Geschlecht
Ausgehend von dem Befund, dass die Gesangsstimme über Möglichkeiten verfügt, optional diverse Identitäten des Stimmträgers/der Stimmträgerin zu repräsentieren, steht der geschlechtliche Aspekt im Mittelpunkt der Erörterung. Es ist in diesem Kontext ein Desiderat, die Erkenntnisse und Methoden Judith Butlers zur Konstituierung von Geschlecht im Hinblick auf das Klangliche und insbesondere das Stimmliche zu befragen. Neben theoretischen Ansätzen sind historische, aber auch aktuelle Terminologien der Wahrnehmung und Beschreibung männlicher und weiblicher Singstimmen sowie ihrer Behandlung im musikalischen und dramatischen Kontext zu untersuchen.
Sektion 3: Vokalprofil
Eine Aufführung bietet keine materiellen Werte raum-zeitlicher Resistenz. Deshalb sind die erhaltenen Quellen entweder der Vor- oder der Nachzeitigkeit des Erklingens zuzurechnen. Selbst technische Aufzeichnungen geben nur einige Parameter der Aufführung und der Stimme wieder. Vor diesem Hintergrund fokussiert das Arbeitsinstrument Vokalprofil eine Erforschung auch von historisch weit zurück liegenden Aufführungen. Es konstituiert sich durch primär philologische Grundlagen, die zeitlich, örtlich und individuell einer großen Variabilität unterliegen. Zu diskutieren sind u.a. verschiedene Quellengruppen und -konstellationen, die teils epochenspezifisch, teils auch epochenübergreifend wirken.