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Die Thurnauer Musiktheater-Forschung akut bedroht
13.01.2023
Keine Scheu vor neuen Wegen: der historische Ball „Thurnauer Tanzboden“ (2022) als Projekt der Künstlerischen Forschung des fimt auf Schloss Thurnau.
Im Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth auf Schloss Thurnau (fimt) gehen Musik- und Theaterwissenschaft eine weltweilt einmalige interdisziplinäre Liaison ein. Mit großer internationaler Resonanz wird hier zu den Themen Oper und Musiktheater geforscht und gelehrt. Die Bayreuther Musiktheater-Absolvent*innen sind national und international gefragt. Viele bekleiden Professuren, arbeiten in Opernhäusern, im Journalismus und haben leitende Positionen in der Kultur- und Theaterszene inne. Die Thurnauer Forschungsprojekte sind häufig drittmittelfinanziert und gehören zu den innovativsten der aktuellen Musiktheaterforschung. Das Institut in dem markanten Schloss ist eine Begegnungsstätte für Forschung und Praxis und pflegt die Zusammenarbeit mit zahlreichen Theaterinstitutionen und Kunstschaffenden.
Doch nach einschneidenden personellen Kürzungen in den Jahren 2014 und 2020 stehen nun erneut Kürzungen an: eine Planstelle (50%) wird nun nicht mehr nachbesetzt werden. Bei einem ohnehin kleinen Personaltableau wird dies spürbare Auswirkungen für die Arbeit des Instituts haben. Wir werden das etablierte wissenschaftliche Journal ACT einstellen. ACT, die Online-Zeitschrift für Musik und Performance, wurde als zunächst DFG-gefördertes Projekt 2010 in Thurnau begründet. Es hat sich als eines der wenigen einschlägigen Peer-Review-Magazinen inzwischen als bedeutendes Forum der Musiktheaterwissenschaft vor allem beim wissenschaftlichen Nachwuchs behauptet. Das Ende von ACT wäre nicht der erste Einschnitt: Bereits seit den letzten Personalkürzungen kann das Thurnauer Programmheft-Archiv, eine einmalige Sammlung von ca. 40.000 Musiktheaterprogrammheften, weder archivalisch betreut noch beforscht werden.
Das Institut blickt auf eine Geschichte bis ins Jahr 1976 zurück. Damals wurde es als eine der Säulen der neuen Universität in Bayreuth gegründet. August Everding und Carl Dahlhaus waren die Initiatoren dieses besonderen Projekts: eines Instituts im Freistaat Bayern, welches sich interdisziplinär mit der Erforschung und Dokumentation des Musiktheaters befassen sollte.
Thurnau als dezentraler und unzureichend angebundener Standort der Universität Bayreuth unterliegt jedoch seit jeher auch besonderen Herausforderungen, denen sich die Mitarbeiter*innen des Hauses mit großem Engagement gestellt haben. Die wiederholten Personalkürzungen untergraben dieses Engagement und bedrohen mittlerweile die Arbeit in diesem weltweit einzigartigen Zentrum der interdisziplinären Musiktheaterforschung akut.
Berichterstattung
Bildquelle: picture alliance / Volker Rauch/Shotshop | Volker Rauch
Auch die Medien beginnen, von der Lage des Forschungsinstituts zu berichten. Hier finden Sie den Beitrag von BR Klassik über die Zukunft der Thurnauer Musiktheaterforschung. Nachfolgend sehen Sie den Beitrag des Nordbayrischen Kurriers.
Roman Kocholl, Nordbayrischer Kurier